Prostituiertenschutzgesetz fordert erste Opfer in Sachsen

Zwei Massagestudios des Aktionsbündnisses „Finger weg!“ müssen in Kürze schließen. Das Ausführungsgesetz für die Umsetzung des Prostituiertenschutzgesetz in Sachsen ist noch nicht beschlossen, doch bereits jetzt werden die Folgen des Bundesgesetzes sichtbar. Das Massagestudio von Sinnesart in Dresden Pieschen wurde nach 16 Jahren Ende Februar geschlossen. Ein weiteres Studio des Aktionsbündnisses wird seine Arbeit im April einstellen.

Die Umsetzung des bundesweit umstrittenen Prostituiertenschutzgesetzes speziell in Sachsen bzw. Dresden stellt Dresdner Massagestudios vor das Aus. Gemeinsam haben betroffene Studios das Aktionsbündnis „Finger weg!“ gegründet, um gegen die drohende Schließung und für den Erhalt der Massagevielfalt in Dresden zu kämpfen. Nun muss das Bündnis erste Opfer beklagen. Zwei Massagestudios werden aufgrund der neuen Gesetzeslage in Kürze schließen. Dass weitere Studios folgen, ist nach jetziger Lage wahrscheinlich.

Grund: MasseurInnen stellen aus Angst vor Stigmatisierung ihre Arbeit ein

Obwohl die MasseurInnen gut in der Kunst der Massage ausgebildet sind und keinen Sexualverkehr anbieten, müssen sie sich gemäß Prostituiertenschutzgesetz dennoch als „Prostituierte“ registrieren und damit stigmatisieren lassen. Mit Registrierung ist nicht die Anmeldung der Tätigkeit als solche gemeint. Alle MasseurInnen haben ihre Tätigkeit gewerblich oder freiberuflich angemeldet und zahlen Steuern – es geht um eine Art „Hurenpass“. Die meisten üben ihre Tätigkeit nebenberuflich aus, beispielsweise als Nebenjob für Studierende oder als Zuverdienst für alleinerziehende Mütter. Für die (spätere) Karriereplanung oder in Sorgerechts-Fragen kann diese Registrierung verheerende Folgen haben, zumal nicht klar ist, was mit den erhobenen Daten passiert und wer Zugriff darauf hat. Hiervor schrecken viele MasseurInnen zurück und orientieren sich bereits um. Die Studios sehen sich damit einer hohen Nachfrage gegenüber, die sie aufgrund der schrumpfenden Mitarbeiterzahl nicht mehr abdecken können.

Tantramassagestudios haben keine Planungssicherheit

Ein weiterer Grund ist die fehlende Planungssicherheit, die die StudiobetreiberInnen zunehmend zermürbt und lähmt. Da auch fast ein Jahr nach dem Bundesgesetz (seit 1. Juli 2017 in Kraft) die Ausführung in Sachsen noch immer nicht beschlossen ist, fehlt es den
Studios an Grundlagen für unternehmerische Entscheidungen:

  • Mitarbeiter: Wie viele MasseurInnen werden den Studios erhalten bleiben? Lohnt
    es sich, weiter in die Masseurinnensuche zu investieren, wo unklar ist, ob der
    Betrieb weiter besteht? Wie kann man festangestellte MitarbeiterInnen motivieren
    und vom Sinn ihrer Arbeit überzeugen, wenn ständig von Schließung die Rede ist?
  • Bleiberecht: Werden Studios trotz Sperrgebietsverordnung eine Genehmigung für
    den Betrieb in den Räumen erhalten, die sie seit Jahren nutzen und in denen sie
    ebenso lange seitens der Behörden geduldet wurden? Nach jetziger Sachlage
    dürfen künftig nur noch Angebote in Gewerbegebieten am Stadtrand legal
    existieren, was für die Studios und ihre Gäste keine Alternative darstellt.
  • Finanzen: Wie hoch wird die du zahlende Konzession sein und ab wann ist diese
    fällig? Zusätzliche Kosten könnten es erforderlich machen, die Preise anzuheben
    oder die Studios zu schließen. Welche Rücklagen sind nötig – und möglich?
  • Investitionen: Sollten Mietverträge verlängert oder eher gekündigt werden?
    Ebenso Verträge für Telekommunikation und anderes? Lohnen sich dringend
    benötigte Investitionen und Reparaturen noch?

Aktionsbündnis kämpft weiter

Trotz der Schließungen engagieren sich die Studios des Aktionsbündnisses„Finger weg“ weiterhin gegen weitere Schließungen und für den Erhalt der Massagevielfalt in Dresden. Das neue Bundesgesetz kann vorerst nicht verändert werden, aber das Bündnis sieht Spielräume für kommunale Entscheidungen und fordert die Entscheidungsträger auf, verschiedene Lösungsansätze zu prüfen und in die Überlegungen einbezogen zu werden.

Das Bündnis konnte mit einer noch laufenden Online-Petition unter www.openpetition.de (bitte unterschreiben) bereits über 1.200 UnterstützerInnen für sein Anliegen gewinnen. Die nächste Ausschusssitzung zur Ausführung des Prostituiertenschutzgesetzes findet am 9. April im
Sächsischen Landtag statt.

Hintergrund zum Aktionsbündnis Finger weg!

Grund für die existenzbedrohende Lage der Massagestudios ist das neue Prostituiertenschutzgesetz. Mit dem neuen Gesetz werden Sinnliche Massagen per se als „sexuelle Dienstleistung“ (= Prostitution) definiert – auch, wenn bei allen Angeboten kein Sexualverkehr stattfindet. Das hat Folgen: Um die Studios weiter zu betreiben, wird künftig eine Genehmigung benötigt. Diese erteilt die Stadt Dresden aber nur, wenn die Studios außerhalb des Dresdner Sperrgebietes liegen und sich außerdem im Umkreis von 200 m keine Kindereinrichtungen, Altenheime, Friedhöfe u. ä. befinden. Gerade die zweite Bedingung ist das Todesurteil für die Massagestudios und wird sinnliche Angebote aus
Dresden verbannen.

In kaum einer anderen Stadt gibt es so ein engmaschiges Sperrgebiet wie in Dresden. In Berlin gibt es beispielsweise gar keines. Um gegen die drohende Schließung und für den Erhalt der Massagevielfalt in Dresden zu kämpfen, hat sich Sinnesart mit anderen Dresdner Massagestudios zu einem Aktionsbündnis zusammengeschlossen. Sie möchten sich Gehör verschaffen und gemeinsam Aufklärungsund
Überzeugungsarbeit leisten. Dies erfolgt beispielsweise über eine Petition. Das Bündnis fordert darin eine Regelung, damit Massage-Angebote weiterhin friedlich neben anderen Institutionen existieren dürfen. Das Aktionsbündnis ist online unter erreichbar www.sinnesart.de/aktuell. Sprecherin ist Katrin Laux, die Inhaberin von Sinnesart.

Text: Presseinformation von Sinnesart in Dresden

Jeder Mensch braucht Berührung, den Balsam für Herz und Seele. Rundum berührt gehen wir viel zufriedener und sicherer durchs Leben. Rundum – dazu gehört für Sinnesart auch sinnliche Berührung. Das Unternehmen macht keinen großen Bogen um den Intimbereich
von Frauen und Männern, sondern schließt ihn auf Wunsch ganz selbstverständlich in seine sinnlichen Massagen mit ein. Singles oder Paare können bei Sinnesart seit über 15 Jahren sinnliche Berührung in einem unserer Studios in Dresden Cotta, Pieschen oder Neustadt
genießen oder im Seminarzentrum erlernen. Sinnesart begleitet Menschen liebevoll dabei, sich wieder als lustvolles Wesen zu erfahren, Kraft zu tanken und dich weiterzuentwickeln – egal ob Frau oder Mann, Single oder Paar, Jungspund oder im besten Alter.

Pressekontakt für Rückfragen

Sinnesart – Zentrum für Berührungskunst
Linda Wawrzinek
Buchenstraße 12 | 01097 Dresden
Telefon + 49 (0) 351 | 3 20 71 62 I kontakt@sinnesart.de
www.sinnesart.de/presse I Facebook: /sinnesartdresden

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